Die Orgel von Maria Plain


Das klangschöne Orgelwerk auf der Sängerempore von Maria Plain bildet den würdigen Kontrapunkt zum prachtvollen Hochaltar mit dem Gnadenbild. Das kunstvolle Gehäuse der Orgel der Wallfahrtskirche zeigt schon äußerlich die Wertschätzung der Orgelmusik in Maria Plain von Beginn der Wallfahrt an. Es dürfte laut A. Hahnl von Simeon Fries stammen. Ursprünglich befand sich darin ein Orgelwerk des Christoph Egedacher von 1682. Leider ist der Inhalt der schönen Hülle durch viele Veränderungen verdorben worden.

Unsere Zeit erwartet sich ein qualitativ hochwertiges Instrument, auf der der Organist seine Kunst entfalten kann, wie sie der feierlichen Gestaltung des Gottesdienstes angemessen ist. Der Anstoß zum Neubau des Orgelwerkes ging von einem Verehrer Maria Plains aus, der einen Betrag für den Neubau einer Orgel stiftete. So entschloß sich der Besitzer, die Erzabtei St. Peter, zur Auftragsvergabe an den luxemburgischen Orgelbauer Georg Westenfelder.

Der Stiftsorganist von St. Peter, P. Petrus Eder, konnte, beraten durch anerkannte Fachleute, unabhängig von äußeren Einflußnahmen das neue Instrument konzipieren. Eine Vorbedingung für den Orgelbauer war die Wiederverwendung des prächtigen Gehäuses.

 


Das Hauptwerk orientiert sich an der vermuteten Disposition Christoph Egedachers. Dies wurde erleichtert, weil noch originale Pfeiffen der Copel 8' vorhanden waren, die nur restauriert werden mußten.
Vorbilder für die Rekonzeption eines Egedacherschen Orgelwerks waren St. Kajetan in Salzburg und Münsteuer bei Reichersberg. Auch die Instrumente Ignaz Egedachers in Vornbach am Inn, Brunnenthal bei Schärding und Zwettl wurden für diesen Zweck studiert.
Das Plenum Egedachers zeichnet sich durch einen weit mensurierten Prinzipal aus, der, allein gezogen, sehr gesanglich ist und andererseits genug Substanz hat, um das Mixturenplenum zu tragen. Die sehr kräftig intonierten Mixturen muten recht archaisch an. Eine Bereicherung gegenüber der historischen Disposition ist der Piffaro, ein für italienische Orgeln typisches Prinzipal-Schwebungsregister, das auch in verloren gegangenen größeren Egedacher-Orgel disponiert war. Es beginnt bei a. Im Pedal wurden die von Ludwig Mooser stammenden Pfeifen des Subbasses und Oktavbasses beibehalten und eine Posaune mit Holzbecher hinzugefügt.

 

Das zweite Manual besteht aus einem Cornet decompose auf Rohrflötenbasis, ergänzt durch ein kurzbechriges Zungenregister nach deutschem Vorbild. Die beiden Zungenregister sind so angeordnet, daß sie vom Organisten selbst gestimmt werden können. Registeranlage und Spieltraktur sind vollmechanisch. Die Registerhebel wurden nach historischem Vorbild aufwendig als geschmiedete Eisenhebel gestaltet.

Von Anfang an war klar, daß in Maria Plain die historischen Tastaturumfänge (CDEFGA-c"') und die vermutlich strenge mitteltönige Stimmung nicht praktibel sein würden. Beibehalten wurden die historischen Tastenmensuren des Manuals und des Pedals. Der Unterbau des Gehäuses wurde saniert und enthält jetzt die zwei Keilbälge. Der Tremulant ist in den Windkanal eingebaut und wirkt auf das ganze Werk.

 


Erbaut von Georg Westenfelder 1998

 

"Die Pfeiffenorgel soll in der lateinischen Kirche als traditionelles Musikinstrument in hohen Ehren gehalten werden; denn ihr Klang vermag den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar zu steigern und die Herzen mächtig zu Gott und zum Himmel emporzuheben."

 

(Liturgiekonstitution des II. Vaticanums Art. 120)

Am 21. August 1995 wurde der Orgelbauvertrag unterzeichnet und im Herbst des Jahres 1998 konnte Georg Westenfelder sein qualitativ hochwertiges Werk seiner Bestimmung übergeben mit folgender Disposition:

Hauptwerk:
Prinzipal 8', Piffaro 8', Octave 4', Quinte 3', Superoctave 2', Mixtur 4-fach, Copula 8', Fleten 4',

Voila 8'   

Positivwerk:
Rohrflöte 8', Fleten 4', Nazard 3', kleine Fleten 2', Terz 1 3/5', Quinte 1 1/3', Regal 8', Tremulant über das ganze Werk

Pedal:
Subbass 16', Oktav 8',
Posaune 8'

Chronologie:

1674

Weihe der Wallfahrtskirche durch Erzbischof Max Gandolph von Kuenburg und Übergabe an die von den Benediktinern geführte Universität Salzburg

1682

Abt Alfons Stadelmayr von Weingarten stiftet die Orgel

1742

erfolgt ein Umbau, "damit mehrer Licht auf den Hochaltar scheinen möge"

1826

Maria Plain wird dem Stift St. Peter übertragen

1850

Umbau der Orgel durch Ludwig Mooser mit Erweiterung auf 12 Register

1940

Erweiterung auf zwei Manuale und Umbau auf elektrische Traktur durch die Firma Dreher & Flamm

1998

Am 27. September 1998 Segnung des Neubaus von Georg Westenfelder (Luxemburg)